Buntes Sofa

José Paca und Dr. Hussein Jinah auf dem bunten Sofa

Am 22.10.2019 hatte ich José Paca aus Erfurt und Dr. Hussein Jinah aus Dresden auf unserem Bunten Sofa im Haus International zu Gast. Sie erzählten, wie sie in ihrer thüringischen und sächsischen Heimat tagtäglich rassistischen Attacken ausgesetzt sind und sich trotzdem, ebenfalls tagtäglich, mit Zuversicht für eine bunte, demokratische Gesellschaft einsetzen.

Beide sind Vorsitzende des Ausländerbeirates ihrer Stadt, beide sind stellvertretende Vorsitzende des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates, José ist außerdem Sprecher des Dachverbandes der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland.

Hussein war der erste Gegendemonstrant, der Pegida die Stirn bot; José organisiert eine Kampagne unter dem Motto "Mein Wahlkampf gegen rechts". José bekam für sein Engagement 2014 den Bundesverdienstkreuz. Ein Monat später wurde er auf offener Straße mit einem Messer und einer Pistole bedroht. In einer solchen Situation hilft weder eine Auszeichnung noch die damit verbundene Wertschätzung. Viel wichtiger ist es, dass man Rassismen im Keim erstickt und nicht - wie es heute passiert - in der Mitte der Gesellschaft gedeihen lässt.

Gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern ist heute wichtiger denn je. Das ist auch eines der Hauptmotive, warum ich mich politisch engagiere und warum ich mich für das Amt des Oberbürgermeisters in Kempten bewerbe. Für "Wehret den Anfängen!" ist es zu spät, Rassismen zu bekämpfen ist wichtig, reicht aber alleine nicht aus! Wir brauchen eine realistische Vision für unsere Stadtgesellschaft, für unser Land, für unser Europa und für unsere Welt; wir brauchen den Zusammenhalt aller, die bereit sind, sich für diese Vision gemeinsam einzusetzen.

José und Hussein sind in meinen Augen Helden, deren Engagement nicht hoch genug geschätzt werden kann! Ich verbeuge mich vor Euch! Wir würden aber weniger Helden brauchen, wenn die Politik, auch vor Ort, ihre gestalterische Aufgabe konsequenter erfüllen würde. Regeln setzen, diese umzusetzen, Rassismen - auch in ihren auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Formen - keinen Platz zulassen und gleichzeitig für die Gleichberechtigung aller Menschen zu werben und ihnen viel Raum für gemeinsames Handeln zu bieten, das sind keine bequeme, aber dringend notwendige Aufgaben.

Ist es normal, dass die Kundgebung einer vom Verfassungsschutz beobachteten menschenverachtenden Organisation im Zentrum unserer Stadt genehmigt wird? Ist es normal, dass man/frau darüber nachträglich aus der Tageszeitung erfährt? Für mich als Oberbürgermeister wäre es eher normal, in dem Moment, als ich darüber erfahre, die Bürger*innen unserer Stadt am gleichen Platz zu einer Kundgebung aufzurufen und natürlich in der ersten Reihe zu stehen. Wofür wir stehen, müssen wir in unserem Alltag leben, aber wir müssen es auch öffentlich zeigen. WEIL WIR HIER LEBEN!
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